Beratungsansätze in der Theorie gibt es viele. In der praktischen Umsetzung führen unterschiedliche Rahmenbedingungen und Zielgruppen zu einer noch größeren Diversität. In dieser Reihe werden wir regelmäßig Beratungsansätze vorstellen und die Frage aufwerfen, inwieweit diese in der Beratungsarbeit im Themenbereich Islam- und Muslimfeindlichkeit / antimuslimischer Rassismus zum Einsatz kommen können. Den Anfang haben wir mit der Peer-Beratung gemacht. Jetzt folgt die Systemische Beratung.

Was ist Systemische Beratung?

Die Systemische Beratung, sieht den Menschen in einem sozialen System. Damit sind z.B. die Familie, Freunde oder Arbeitskollegen gemeint. Also alle Personen, mit denen Menschen in Verbindung stehen können. Dadurch, dass Personen in Verbindung miteinander sind, also in Verbindung miteinander stehen, üben sie gleichzeitig Einfluss aufeinander aus.

Das Wort System kommt aus dem Griechischen von sýstēma und bezeichnet ein aus mehreren Teilen zusammengesetztes und gegliedertes Ganzes (Vergleiche Duden Online).

Der systemische Berater unterstützt eine Person dabei herauszufinden, ob und in welcher Beziehung Veränderung vorgenommen werden müssen, um eine Beziehung zu einem anderen Menschen zu verbessern oder, wenn nötig, auch zu beenden.

In Deutschland kommt die Beratungsform besonders im Bereich der Familienberatung vor. In der systematischen Familienberatung wird die Familie als System verstanden, in der die Rolle jedes Familienmitgliedes genauer betrachtet wird. Dabei wird unter anderem geprüft, ob und wie die Beziehungen unter den einzelnen Familienmitgliedern verbessert werden können. Die Systemische Beratung findet darüber hinaus auch Anwendung in Unternehmen und im psychotherapeutischen Kontext.

Was sind Voraussetzungen für Systemische Beratung im Kontext von antimuslimischem Rassismus?

Voraussetzung für die Anwendung der Systemischen Beratung, wäre ein Hochschulabschluss in einem erziehungswissenschaftlichen, sozialarbeiterischen oder psychologischen Bereich, mit einer anschließenden Weiterbildung zum Systemischen Berater. Die alleinige Aus- oder Weiterbildung zum systemischen Berater ist nicht ausreichend, da die Aus- bzw. Weiterbildung in Deutschland keine staatliche Anerkennung hat. Wünschenswerten wären auch hier für die Zielgruppe relevante Fremdsprachenkenntnisse, sowie eine allgemeine Kenntnis über die Grundlagen des Islam und der Muslime in Deutschland.

Welche Möglichkeiten die Systemische Beratung im Kontext von antimuslimischem Rassismus?

In muslimischen Gemeinden spielt die Familie eine bedeutende Rolle. Da die Systemische Beratung die Familie als System betrachtet und untersucht, eignet sie sich gut als Beratungsform im Kontext des antimuslimischen Rassismus. Bei antimuslimischem Rassismus ist zu erwarten, dass die gesamte oder mindestens Teile der Familie, am Vorgang der Diskriminierungserfahrung teilhaben. Diese Betrachtungsform gilt auch für die Bereiche Arbeit, Freizeit und Partnerschaft. Die Familie ist wiederum ein Teil vom System Gesellschaft, was erneut die Wichtigkeit der Familie hervorhebt.

Wird die Systemische Beratung bereits außerhalb der Ursprungsidee in anderen Kontexten verwendet?

Im Bereich der Beratung hat die Systemische Beratung ihren Ursprung in der Familientherapie. Sie kommt aber auch in anderen Bereichen zum Einsatz, in denen in Systemen gedacht wird. Zum Beispiel auch im Geschäftsbereich zur Optimierung von Interaktion und Kommunikation in Unternehmen.