Was ist Narrative Beratung?

Das Wort narrativ kommt aus dem lateinischen und bedeutet: erzählend, in erzählender Form darstellend.

Die Narrative Beratung versucht die Aufmerksamkeit des Beraters auf die Besonderheiten der Erzählweise der KlientInnen zu lenken. Wenn das Problem in erzählerischer Weise dargelegt wird, versucht der Berater die Erzählung und den Redefluss zu fördern. Der Berater achtet dabei nicht nur auf das, was gesagt wird, sondern auch sehr darauf, wie es gesagt wird. Die Sprache, mit ihren kulturellen Feinheiten und Hintergründen spielt dabei eine große Rolle, zum Beispiel bei der Verwendung von Metaphern oder Sprichwörtern. Das bedeutet auch, dass man sich in der Beratung an die Umgangssprache der KlientInnen hält und diese benutzt. Ist die Muttersprache nicht Deutsch, so wäre es für den Beratungsprozess sehr förderlich, wenn der Berater die Muttersprache teilt, um dadurch einen tieferen Einblick in den Sachverhalt zu bekommen.

Dies könnte dann bspw. auch dabei helfen, festzustellen, ob es sich wirklich um einen Fall von Diskriminierung handelt und ob die KlientInnen nicht doch in einer anderen Beratungsstelle besser aufgehoben wäre und weiter verwiesen wird.

Was sind Voraussetzungen für die Narrative Beratung im Kontext von antimuslimischem Rassismus?

Das Angebot der Beratung im Kontext des antimuslimischen Rassismus in Form von narrativer Beratung, würde eine Profession aus einem dem Beratungswesen nahestehenden Betätigungsfeld, wie bspw. dem religionspädagogischen, juristischen, oder sozialarbeiterischen Bereich voraussetzen. Aber, mit einer entsprechenden Sensibilisierung für den Beratungsbereich, auch aus kultur- und literaturwissenschaftlicher Profession durchführbar sein. Neben guten Deutschkenntnissen, wäre auch die Kenntnis einer für diesen Kontext relevanten Fremdsprache von Vorteil, z.B. Türkisch, Arabisch oder Persisch, wodurch sprachliche Barrieren reduziert werden können.

Welche Möglichkeiten bietet die Narrative Beratung im Kontext von antimuslimischem Rassismus?

Im Beratungskontext gibt es normalerweise ein sogenanntes Machtgefälle. Das heißt, dass der Berater über den KlientInnen steht. Denn der Berater bietet Hilfe an und hat ein Fachwissen. Der Betroffene sucht Hilfe und Rat und profitiert vom Wissen des Beraters. Die Narrative Beratung reduziert dieses Machtgefälle und begegnet der betroffenen Person, in dem sich der Berater sprachlich anpasst, auf Augenhöhe. Der Berater kopiert die Erzählweise der KlientInnen, in dem er mehr umschreibt, als Fachbegriffe zu verwenden. Die KlientInnen fühlen sich in der Beratung besser verstanden und wohler. Die KlientInnen gewähren dadurch einen tieferen Einblick in ihre Lebenswirklichkeit und der Berater kann dadurch eine individuellere Lösung vorschlagen.

Wird die Narrative Beratung bereits außerhalb der Ursprungsidee in anderen Kontexten verwendet?

Die narrative Beratung die ursprünglich aus der Psychotherapie stammt, hat sich in letzter Zeit verbreitet und findet in vielen verschiedenen Bereichen Anwendung. So auch als Fortbildung in der Unternehmensberatung. Der ursprüngliche Ansatz wird dann etwas angepasst, um den jeweiligen Bedürfnissen besser zu entsprechen. Doch der Grundgedanke bleibt gleich.